Montag, 13. Januar 2014

Wintercamping

Das war dann der letzte Test des Equipments. 2 Tage und Nächte auf dem Velmerstot. Uih, darf ich ja gar nicht so laut sagen... ist ja eigentlich ein Naturschutzgebiet. Aber mit gutem Gewissen kann ich sagen wir haben keine Spuren hinterlassen. Ganz dem Motto LNT.
Was habe ich gelernt:

  • eine lange Unterhose ("long John" in Amerika genannt) aus Merino ist Gold wert (Danke Bo)
  • Wind und Feuchtigkeit mindern 0° Außentemperatur dermaßen, dass es gefühlte -10° sind
  • Wenn du richtig durchgefroren bist und du alles an Klamotten am Körper hast und das Feuer nicht wärmt, dann musst du in deinen Daunenschlafsack. Die einzige Möglichkeit wieder warm zu werden. Dauert bis zu einer Stunde, aber funktioniert.
Wir waren zu Dritt. Am Freitag Nachmittag gestartet. Transport der Luxusartikel (Grillfleisch, Six-Pack, Wein und trockenes Brennholz) mit einem Kinderanhänger. Der ist auf jeden Fall geländetauglich. Habe dann festgestellt, das ich meine Wanderstöcke Zuhause vergessen habe. Eigentlich nicht schlimm... nur wenn ein Wanderstock als Zeltstange dienen muss... tja, dann muss man sich seine Zeltstange aus einem Tannenast selber schnitzen. Geht auch! 
Nach dem Zeltaufbau wurde es auch schon Dunkel... und kalt. Lange Unterbux an und die Daunenweste unter das Fleece, darüber die Regenjacke. Keine Handschuhe... geht solange man die Hände in die Tasche stecken kann. Lagerfeuer an, Grill an, Steak und Grillkäse drauf. Ein Bier zum nachspülen...fertig.. mit dem aktiven Teil des Tages. Dann ist es ca. 20 Uhr und es wird kalt am Lagerfeuer. Richtig kalt. Um 22 Uhr ist man dann so richtig gut durchgefroren und geht in den Daunenschlafsack. 

Schlafen? Der Wind pustet und erzeugt eine Windkulisse, sodass an schlafen nicht zu denken ist. Um 2 Uhr morgens dann Pipi machen. Und das ist nicht wie Zuhause... dazu muss man sich nämlich aus dem Schlafsack pellen, die ganze Wärme geht flöten. Mit Stirnlampe und nackichen Beinen erschreckt sich jedes Tier (...oder lacht sich tot... auuuh "Naturschutzgebiet"). Dann wieder rein in den Schlafsack. Habe meine Ohrenstöpsel ausprobiert. Geht gut... aber auf der Seite schlafen ist dann nicht so gut. Vielleicht müssen sich meine Ohren erst daran gewöhnen mit einem Fremdkörper in sich drinne...

Irgendwann ist die Nacht dann vorbei. 8:30, es wir hell. Anziehen im Zelt (zumindest in meinem ist das auch ne Herausforderung) und hin zu Jochen, der schon das Kaffeewasser am Kochen hat. Ben ist schon auf. Ich bin anscheinend der Langschläfer. Wir entscheiden uns für eine kleine Wanderung runter zur Restauration am Silberbach. Dort geht es aber erst ab 14:00 Uhr los. Also noch über den nächsten Hügel hin zur Gaststätte "Waldschlößchen".  Sehr nett werden wir hier aufgenommen und gönnen uns ein reichhaltiges vegetarisches Frühstück. 14 Eier als Rührei, Käseplatte und ausreichend Brot und Brötchen. 
Ab 16:00 Uhr soll es regnen, sagt die WetterApp. Ist aber schon ne Stunde früher. Auf dem Rückweg werden wir Nass. Was macht man im Regen bei 0° draußen? Alleine ins Zelt oder gemeinsam mit nem Bier unter eine große Tanne. Ich habe beides ausprobiert.

Tatsächlich ist der Regen um 19:30 vorbei. Der Wind frischt auf und wir versuchen ein Feuer anzumachen. So wie in jedem Youtube Video zu sehen. Man schnitzt sich aus dem trockenen Holz kleine Späne. Die ganz kleinen landen dann in der Haut weil man abgerutscht ist. Mit meinem Gaskocher (nicht professionell) werden die Späne dann entfacht und nach einer Stunde lodert unglaublicherweise ein kleines Feuerchen. Es wärmt nicht wirklich (entweder du sitzt im Rauch oder der Wind pustet die Wärme von dir weg) ist aber fast wie Fernsehen. 

Dann werden Spaghetti gekocht. Jeder auf seinem Kocher. Jochen sein Trangia hat einen Windschutz. Ben und ich behelfen uns mit den Händen als Windschutz oder mit dem aufgestapelten Restholz. Aber nach einer halben Stunde ist es soweit... Spaghetti mit Pesto und anschließen einen Schluck Rotwein. Und glaubt mir... das schmeckt so super...

Um 21:00 Uhr ist der Mond weg. Eine dicke fette Nebelwand hüllt uns ein. Der Wind ist nicht mehr so stark, dafür wird es jetzt richtig feucht. Im Schlafsack ist es wieder kuschelig warm, aber während der Nacht sind Phasen dabei, da habe ich das Gefühl, das die Daunen nicht mehr alles geben um mich warm zu halten. Aber ich bin mir ziemlich sicher, das ich geschlafen haben muss, ich habe nämlich geträumt. Was weis ich nicht, aber das es so war, daran kann ich mich erinnern. Auch diese Nacht geht vorbei.

Es ist immer noch total nebelig und um 0°. Das heißeste am Frühstück ist die Tasse Kaffee. Muss man aber schnell trinken, sonst kühlt die genauso aus wie wir. Brot pur mit geschnittenen Nutellascheiben schmeckt unglaublich gut (das meine ich wirklich so) und als Nachtisch noch eine Scheibe Brot mit Kräuterkäse und Gouda vom Stück. Sehr gut, sehr lecker.

Wir packen feuchte Daunenschlafsäcke und nasse Zelte zusammen. Ich hoffe das ich dann in Amerika die Möglichkeit habe, während des Tages beide Teile irgendwie trocken zu bekommen. Hier ist es nicht so schlimm, da ich Zuhause einen trockenen Dachboden habe auf dem die beiden Teile wieder trocknen werden. Und ich brauche diese Sachen ja nicht für eine weitere Nacht. Ich denke das würde dann schon eine größere Herausforderung ein nasses Zelt aufbauen und dann in einen feuchten Schlafsack kriechen.

Wir hinterlassen den Platz so wie wir ihn vorgefunden haben. Nehmen sogar Glasscherben mit, die jemand vor uns dort hinterlassen hat. 

Fazit: Super Mannschaft, tolle Erfahrung und viel gelernt (ach ja, ich brauche auch noch einen kleinen Schwamm zum Töpfe auswaschen und eine Sitzunterlage).

1 Kommentar:

  1. Jetzt schon interessant zu lesen, ich freue mich, mich mit dir virtuell auf Wanderschaft zu begeben! Stimmt, eine Sitzunterlage ist echt eine gute Idee! Da zahlt sich das Probieren vorher wirklich aus!

    AntwortenLöschen